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Lake-Run auf dem Birkenring ein spezielles Erlebnis (10.10.2015)

(Ein Erlebnisbericht von Gerrit Lubitz)

Wenn die Bewältigung einer Distanz von zwölf Kilometern mehr als eine Stunde und fünfzig Minuten dauert und anschließend einmaliges Duschen nicht ausreicht, um wieder sauber zu werden, dann sind damit nur zwei Aspekte einer ganz besonderen Veranstaltung beschrieben, die auch ansonsten mit viel Ungewöhnlichem für den gewohnheitsmäßigen Volksläufer aufzuwarten hatte.

Schon die Anreise begann mit einem Stau auf dem Flyover Richtung A27, was die Vorbereitungszeit auf die Laufpremiere bei einer Matschlaufveranstaltung nicht eben erleichterte, zumal ich unerwartet beim Veranstalter noch nicht gelistet war. Die zuständige Dame konnte mir zunächst nicht helfen, weshalb ich mich erst einmal umzog und dabei beiläufig im Umkleidezelt erfuhr, dass der Start zu dem von mir geplanten 20-km-Lauf entgegen der Ankündigung auf der Veranstalterhomepage, bereits erfolgt war. Ersatzweise sollte ich nun über die Distanz von 12 Kilometern antreten, was sich im Nachhinein als reinster Segen erwies.

Nachdem ich meinen Kontaktmenschen gefunden hatte, konnte er die Situation schnell aufklären. Er hatte morgens einen Zettel mit meinem Namen an der Anmeldung hinterlegt. Kommentar der Dame: “Ach, das waren Sie...”

Das Aufwärmen zum Event über drei Runden zu je 4 km beschränkte sich danach auf einen Rundlauf zu Toilette, Taschenabgabe und Startbereich, was sich aber in den kommenden Minuten als relativ egal erweisen sollte. Alles was im folgenden nicht natürliches oder künstliches Hindernis war, war Sand, Matsch, Wasser oder Waldboden, letzterer vornehmlich in Steigungen oder Gefällestrecken zwischen 30 und 90°.

Der Start lag direkt vor einer Kurve und bereits nach etwa 200 Metern galt es das erste Hindernis zu überwinden, vier bis sechs Meter senkrecht an einer Abbruchkante mit Hilfe eines dicken Seiles hinauf, ein Unterfangen welches mit zunehmer Renndauer und schwindenden Kräften bei diesem oder ähnlichen Hindernissen immer schwieriger wurde je mehr Teilnehmer das Terrain in matschige Schlitterbahnen verwandelt hatten. Etwa 150 Meter später kam ein Hindernis, welches eine faustdicke Überraschung gewesen wäre, hätten mich nicht Paul Pundt von der LG Bremen Nord, der über 8 km einen hervorragenden zweiten Platz in 58:28 belegt hatte, und sein Vater Christian vorgewarnt. Im Internet war noch der Eindruck vermittelt worden, man müsse eine Strecke durch das sogenannte "Taufbecken" etwa knietief in Matsch und Wasser waten. Die desillusionierenden Aussagen der Pundts dazu: "Du musst schwimmen! Das ist das härteste was wir bei einem Lauf jemals gesehen haben. Mehr als zwei Runden schaffst du nicht." Ich glaube ein wenig gegrinst haben sie dabei auch. Es kamen noch mehr Kommentare - die habe ich vergessen, vielleicht aber auch nur verdrängt...

Als Läufer, der es für gewöhnlich kaum kalt genug haben kann - kurze Hose und T-Shirt, manchmal auch Singlet sind selbst bei Crossläufen im Winter Standard - war ich in den folgenden fast zwei Stunden froh über jede sonnige Passage, die die Strecke zu bieten hatte, da Warmlaufen alleine nicht ausreichte, um die Abkühlungen der reichlich zu durchschwimmenden Teiche abzumildern.

Mein durchgängiger Laufbegleiter ab Kilometer Eins bis zum Ziel, Patrik Kessman, der bereits einschlägige Erfahrung mit Modder-, Matsch- und Moorläufen aufweisen konnte und mit dem ich gemeinsam etwas unerwartet (zumindest für mich) am Ende das Rennen zeitgleich in 1:50:26 gewinnen konnte, wusste zu berichten, dass in Hoope die Schwimmanteile tatsächlich etwas überdimensioniert waren, es dafür aber weniger künstliche Hindernisse gab als andernorts.

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Irgendwo im Parkour gab es auch einen Teich, in den man über eine Art Sprungbrett gelangte. Zitat Veranstalter-HP: "Arschbombe oder Dame ist egal. Nur bei Köppern möge man vorsichtig sein."

Da der Abstand zum Dritten schon frühzeitig groß war und im Ziel 5:56 Minuten betrug, konnten wir teilweise auf den Laufpassagen Kräfte sparen, die für die Überwindung bestimmter Hindernisse bitter nötig waren. So gab es vollständig glatte Holzwände, deren Oberkante ich bestenfalls auf den Zehenspitzen stehend mit den vermatschten Fingern erreichen konnte oder ein Netz bei dem es sehr hilfreich war, wenn es jemand unten stramm hielt. An diesen Stellen war man ohne Kooperation mit anderen Teilnehmern aufgeschmissen, eine Tatsache, die man so von konventionellen Läufen eher nicht kennt und die auch zu weitergehender Kommunikation während des Laufes animiert. So konnten wir uns während des Laufes noch etwas über unsere Vereine austauschen und stellten fest, dass wir in Bremen nur etwa 500 Meter Luftlinie auseinander wohnen - eine Steilvorlage für ein mögliches gemeinsames Training in den kommenden Wochen.

Und da wir uns dann schon mal so freundlich unterhalten haben, konnten wir uns anschließend unter den beiden (immerhin gab es zwei!) lauwarmen Duschen gegenseitig den Schlamm abspülen so gut es ging. Ich hatte dabei "nur noch Schuhe an", naja und Socken. Die klammen Fingern erlaubten erst nach einiger Zeit das Öffnen der Doppelknoten in den Schnürsenkeln. Für die finale Ohrreinigung später zu Hause, haben wir dann auch noch einmal jeder einen persönlichen Q-Tipp-Benutzungsrekord aufgestellt. Das lag vor allem an den ebenfalls reichhaltig vorhandenen Schlammpassagen, die von knöchel- bis schultertief varrierten und bei denen man aufgrund des unebenen Untergrundes auch schon mal auf Tauchstation gehen konnte. Tief abtauchen musste man zudem bei Netzen und Gittern, wie man sie auch aus Militärfilmen kennt und bei denen die "niedrigste Gangart" auf Ellenbogen und Knien bzw. Fußsspitzen gefordert ist. Angenehm dabei aufgefallen ist. Es ist für die Teilnehmer wirklich Spaß und Erlebnis - paramillitärische Gesellen und Wehrsportgruppen habe ich jedenfalls nicht identifizieren können.

Möglicherweise kann ich mich nicht mehr an alle Hindernisse erinnern, es gab aber auch noch Holzbalken, Findlinge, Autoreifen und mächtige Strohballen, die in drei Etagen übereinander gestapelt wurden, dazu eine Slagline, ein mit einem Netz gesicherten Balken zum Balancieren, Klettergerüste und eine Rampe über die man mit Anlauf über ein stark qualmendes Feuerchen springen musste.

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Ein Indiz für den Anspruch des Laufes mag auch die Dropout-Quote gewesen sein. Das Ziel erreichten 92 von 151 Startern über 8 km, 75 von 138 Startern über 12 km und 16 von 58 Startern über 20 km. Besonders letzteren gilt meine größte Hochachtung. Auf zwei weitere Runden hätte ich nur eingeschränkt Lust gehabt. Fazit: jede Woche oder auch jeden Monat brauche ich das nicht, ich glaube aber auch, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist. Aus der Bremer Laufszene war außer mir nur Paul Pundt am Start und Herwig Renkwitz als Vertreter des Bremer Leichtathletik-Verbandes engagierte sich umfassend für das Gelingen der Veranstaltung.

Kann ich eine Teilnahme empfehlen? Für diejenigen, die neugierig sind auf jeden Fall - es lohnt sich aber unbedingt beim ersten Mal die kürzeste angebotene Distanz zu buchen.

Infos auch hier: http://www.lake-run.de/

Ergebnislisten hier: http://my6.raceresult.com/38592/?lang#0_E9925C

 

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