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Spendenlauf in Logabirum - ein Erlebnisbericht von Henning Deters

Logabirum ist ein kleines ostfriesisches Dörflein an der Grenze von Leer. Hier begeht man seit einigen Jahren einen Spendenlauf zugunsten "onkologischer Palliativ-Versorgung" (Homepage), also der Begleitung Krebskranker in ihrer letzten Lebensphase. Mein Marathon-Trainingsplan sah für diese Wochenende einen 10km-Testlauf mit Zielzeit um 39:30 vor und da es terminlich gut passte und ich auch immer gern in Ostfriesland laufe, ging ich hier heute an den Start.

Ich hatte die Zielzeit auf die etwas ungewöhnliche Distanz von 10,6 Kilometern, die in zwei Runden zu durchlaufen waren, hochgerechnet und auf die sich daraus ergebenden 41:52 Minuten noch einen kleinen Malus wegen des starken Windes (5, in Böen 7 bft) aufgeschlagen. Daraus ergab sich mein vages Ziel, möglichst im Bereich von 42 Minuten, jedenfalls aber unter 45 Minuten zu laufen.
In der Vereinsturnhalle des Fortuna Logabirum fand ich sogleich alles typisch ostfriesisch vor. Zwar gab es an der überbordenden Kuchentheke keinen Tee, sondern Kaffee, doch es wurde Platt gesprochen und an der Anmeldung wurde ich zwar freundlich aber zugleich zurückhaltend empfangen und man ließ sich durch nichts aus der Ruhe und aus dem eingeschlagenen Trott abbringen, gewiss jedenfalls nicht durch meinen Wunsch, den Vereinsnamen in den Anmeldeunterlagen nachzutragen.
Nach dem ersten (von nachher drei) Stück Kuchen hatte ich noch gerade Zeit, den Start der rund fünfzig 5km-Läufer/innen zu bejubeln, bevor ich in der überfüllten Kabine damit begann, mich umzuziehen und danach auf  dem Rasenplatz warm zu laufen. Es hatte unterdessen aufgehört zu regnen, doch der starke Wind ließ einen bei unsommerlichen 14 Grad weiter frösteln.
Da es bei kaum 120 Teilnehmer/innen im Hauptlauf keine chipgesteuerte Zeitnahme gab, war ich so frei, mich vorn einzureihen. Wenige Minuten nach dem Startschuss hatten sich die örtlichen Favoriten Grigat und Tammen bereits abgesetzt. Ich lief zunächst an zehnter Position einen konservativen Schnitt von knapp unter 4 Minuten, von dem ich auf der ersten Runde nur bei Gegenwind etwas nach oben, bei Rückenwind leicht nach unten abweichen wollte. Es stellte sich heraus, dass jede Runde über zwei Brücken und damit zwei für ostfriesische Verhältnisse nicht ganz unerhebliche Steigungen verlief. Zwei Läufer vor mir verhoben sich daran. Den ersten überholte ich kurz vorher, doch sein Manöver, während der Steigung aufzuholen, schlug fehl. Er zog kurz wieder an mir vorbei, nur um danach um so erschöpfter zurückzufallen. Der zweite musste sein Tempo ebenfalls vorübergehend drosseln, so dass mir die erste Brücke bereits auf Kilometer drei dazu verhalf, auf Platz acht vorzurücken.
Solche Spielchen sind für einen Läufer mittlerer Qualität und Güte wie mich nur auf kleinen Volksläufen möglich, was mir natürlich deshalb besondere Freude machte.
Nun bog der Kurs um eine Ecke, was dazu führte, dass ich gegen den Wind anlaufen musste. Der Läufer direkt vor mir kam mir als Windschutz gerade recht. Ich rückte so weit an ihn heran, dass ich direkt in seinem Windschatten laufen konnte. Vermutlich bin ich dem armen für die nächsten knapp zwei Kilometer ganz schön auf die Nerven gegangen.  
Nach der folgenden Biegung – der Wind blies jetzt wieder von der Seite – hatte ich mich lang genug ausgeruht, um zu überholen. Danach Rückenwind auf einer langen Geraden, die sich unter Bäumen und entlang von Feldern und vereinzelten Häusern mit ihren Vorgärten erstreckte.
Das vordere Feld hatte sich mittlerweile weit auseinandergezogen. Grigat und Tammen liefen vorne weg. Von ihnen war nun, kurz vor der zweiten Runde, bereits nichts mehr zu sehen. Mit etwa hundert Meter Vorsprung rannte ein Läufer im blauen Hemd der VW-Werksmannschaft. Davor ein jugendlicher Läufer mit Zahnspange, den ich am Start  
beobachtet hatte. Ganz vorn an der Linie aufgestellt, hatte er einen Mp3-Player bei sich, trug eine modische Kastenbrille und verstaute in  der Hosentasche ein Energie-Gel. (»Als ob du das auf 10 Kilometern  
brauchen würdest – dich hole ich mir doch spätestens in der zweiten Runde», dachte ich mir.) Mit Hilfe des Rückenwindes rückte ich dichter an das Blauhemd heran. Ich traute mich aber noch nicht, zu überholen. Noch befand ich mich in der ersten Runde – jetzt nicht übertreiben!
Nach einer eckigen Teilstrecke durch ein Waldstück liefen wir am Start vorbei. Die zweite Runde. 20 Minuten und etwa 30 Sekunden! Etwas schneller als geplant, aber nicht erschöpft. Ich beschleunigte meinen Schnitt auf etwa 3:50 und verringerte den Abstand auf diese Weise ein wenig. Diesmal kam die folgende Steigung aber mir in Quere. Auf der  
kurzen Bergabstrecke merkte ich, wie die Beine an Spannkraft verloren hatten. Meine Füße stießen sich nicht mehr ab, sondern klatschen kraftlos auf die schiefe Ebene. Der Vordermann gewann wieder an Abstand, gerade als ich erneut in die Gegenwindstrecke einbog. Jetzt hätte ich ihn als Windschatten gebraucht. Mich allein gegen den Wind  
stemmend, lief ich nur noch einen Schnitt von knapp über vier Minuten, als endlich die nächste Kurve die letzten zwei Kilometer ankündigte.
Blauhemd hatte sich in stetigem Schritt an den jungen Mann mit der Zahnspange herangelaufen und setzte nun zum Überholen an. Hatte sein Energie-Gel ihm nun doch nicht mehr über die Runden geholfen? Vielleicht würde ich, wenn schon nicht meinen gegenwärtigen Vordermann, so zumindest doch noch mit diesem die jungendliche Konkurrenz überholen und damit kurz vor Ziel auf den sechsten Platz vorrücken. Auf der Waldstrecke sah ich beide keine hundert Meter vor mir um die Ecke biegen. Jetzt waren noch rund 800 Meter zu laufen. Endspurt! Blauhemd zog an Zahnspange vorbei. Auch ich schloss auf. War ich zu früh losgesprintet? Nein, es reichte noch, um bis zum Ziel mein Schlusstempo zu halten. Der Ansager war bereits zu hören, als ich merkte, dass es trotzdem nicht für mehr als den siebten Platz reichen  würde.
Hinter der Ziellinie gratulierte man sich freundlich zu den tollen Leistungen. Die echten Cracks befanden sich vermutlich schon auf dem Weg zur Dusche, als der sechstplatzierte und ich uns euphorisch «high five» gaben. «Ich dachte, ich kriege dich noch», gab ich zu. Vielleicht beim nächsten mal in Ostfriesland.
Offizielles Ergebnis: 40:49 Minuten (etwas zu spät selbst gestoppt: 40:57 und nicht 10,6km sondern nur 10,45 km). Siebter Platz von 96 Männern (120 gesamt, MHK 1 von 3).

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