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Mein erster Hermann (10.10.2021)

Ein Erlebnisbericht von Timo Sieke

Mit der Vorbereitung zum Köhlbrandbrückenlauf im Gepäck habe ich mich hinreißen lassen mich in letzter Sekunde für den in diesem Jahr im Oktober stattfindenden Hermannslauf anzumelden. Im Vergleich zu den 12,6 km mit zweimal 50 Höhenmetern über die breite asphaltierte Hamburger Brücke, stehen im Teutoburger Wald vom Hermannsdenkmal nach Bielefeld 31,1 km über schmale Wald- und Schotterwege, sowie sandige Passagen, nebst Kopfsteinpflaster und Panzerstraße auf dem Streckenplan. Dabei werden 774 Höhenmeter ab- und 568 Höhenmeter aufgestiegen.

In den verbliebenen drei Wochen nach Anmeldung musste ich somit meinen Trainingsplan entsprechend, so gut es hier in Bremen ging, anpassen. Aufgewachsen in Ostwestfahlen kannte ich mich zwar in der Gegend aus, was sich dennoch nicht als Vorteil erweisen sollte. Immerhin konnte ich entspannt die Nacht vor dem Lauf bei meinen Eltern verbringen und einen relativ kurzen Anreiseweg nutzen.
Der Hermannslauf hat neben dem Osterlauf in Paderborn in meiner alten Heimat nicht nur große Tradition, er ist eine der großen Sportveranstaltungen der Region. Entsprechend professionell war die Organisation vor, während und nach der Veranstaltung.
Mit dem Shuttlebus wurden wir Läufer:innen von Bielefeld zum Hermannsdenkmal gefahren. Je länger die Fahrt dauerte, desto mulmiger wurde mir, denn mir war klar, dass ich die ganze Strecke zu Fuß zurückkehren musste. Nach 45 Minuten Fahrt erreichten wir das Denkmal, und ich stellte mir vor, dass mein Weg zurück hoffentlich der direktere sein würde. Kurze Zeit später kamen Annette Schimmel, Julia Ebers, Julia Spreen, Ingo Susemiehl-Behaghel und der vielfach erfahrene Hermannslauf-Veteran Lars Lüdemann zum Start. Dort hatten wir noch gut 2,5 Stunden Zeit uns zu akklimatisieren, uns gegenseitig die Nervosität zu nehmen, Taktiken zu besprechen und die Gegend zu erkunden.
Dann kam der Startschuss. Zusammen mit Julia Spreen startete ich in Block A. Im Kopf das Höhenprofil mit den größeren Anstiegen, den Treppenstufen und diversen anderen Giftigkeiten. Unter anderem den ersten Abschnitt über 5 km bergab, zu dem mir alle geraten haben, mich nicht vom schnellen Tempo anderer anstecken zu lassen, sondern betont ruhig das Rennen anzugehen, wenn ich das Ziel gut erreichen wollte. Es war steil, eng und erstmal unruhig, aber nicht zu schnell. Nach 5 km ging es auch schon rauf auf den Ehberg. Dieser war überraschend leicht zu nehmen und ich dachte, wenn das die Kategorie Berg bei diesem Lauf ist, dann brauche ich mir keine großen Sorgen zu machen. Auf der anderen Seite am Fuße des Berges ging es auf die Panzerstraße mit endlich mehr Platz in der Breite. Diese wurde gesäumt von vielen Zuschauern, die eine tolle Stimmung erzeugten.
Es folgte ein längerer Abschnitt mit geringerer, aber stetiger Steigung, kurzen Abschnitten bergab und groben Schotteruntergrund, sowie Sandboden. Hier konnte man trotzdem gut seinen Rhythmus finden. Somit war ich schon bei Kilometer 15, der Hälfte des Rennens, in der Erwartung des Tönsbergs, dem steilsten Anstieg. Das wurde auch relativ schnell deutlich. Mit meinem Rhythmus in den Berg laufend musste ich doch glatt irgendwann gegen Ende überlegen, ob ich weiterlaufen und mich richtig übersäuern wollte, oder doch besser gehen sollte. Die Antwort war klar, ich entschied mich für das Gehen, fand aber erstaunlicherweise schnell wieder meinen Rhythmus auf dem Plateau, obwohl ich die Belastung jetzt deutlich spürte. Dann folgte der Abstieg nach Oerlinghausen, der ziemlich steil runter über Kopfsteinpflaster in den Ort ging. Dort herrschte eine super Stimmung. Die Straßen waren voll mit Zuschauen. Es ging weiter abwärts in ein Tal, um dann recht bald wieder steiler bergauf laufen zu dürfen. Ab jetzt ging es ständig auf und ab, meistens giftig und irgendwann hörte ich die Autobahn und ich wusste, jetzt müssen die berüchtigten Lämershagener Treppen kommen. Tja, auch die konnte ich jeweils ab der Hälfte nicht mehr laufen und musste gehen. Das war bei Kilometer 23 und weiter ging es ständig rauf und runter. Gegenüber meinen Mitstreitern bemerkte ich, dass ich bergauf nicht mehr gut folgen konnte, bergab konnte ich erst noch wieder aufschließen, was mir im weiteren Verlauf aber auch nicht mehr gelang. Leicht ging hier gar nichts mehr, und so wenig mich der erste Berg beeindruckt hat, so anstrengend wurde der Lauf zum Ende für mich. Das tolle Wetter und die weiterhin sehr gute und recht zahlreiche Unterstützung an der Strecke halfen mir aber die letzten 5 km noch einigermaßen gesittet bis ins Ziel an der Sparrenburg in Bielefeld zu laufen. Auch dort erwartete die Läufer eine super Stimmung und tolle Organisation.
Bald waren wir als ATS Team wieder zusammen, gemeinsam mit dem Wissen, was jeder in den letzten drei Stunden geleistet hat. Alle waren doch ziemlich platt und der Spaziergang zusammen die Sparrenburg runter zum Parkhaus war nochmal etwas Besonderes für die Beine.
Für mich war der Hermann eine tolle Erfahrung. 31 Kilometer quasi Crossstrecke mit dem Profil sind anstrengend, machen aber trotzdem viel Spaß. Mitunter hatte man, auch bedingt durch die unheimlich guten Wetterbedingungen, sehr schöne Ausblicke Richtung Paderborner Land und Wiehengebirge. Besonders gut fand ich es als sechsköpfiges Team zusammen den Lauf zu meistern. Gemeinsam macht es doch einfach viel mehr Spaß.
Dies sind meine persönlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen vom Lauf am letzten Wochenende. Ich kann mir vorstellen, dass der Lauf durch seine Vielfältigkeit und Länge bei jeder Teilnahme anders ist, auch anders gut sein kann.
Zu empfehlen ist der Hermann jedem, der Marathondistanzen mag, gerne durch Wälder läuft, und sich nicht scheut, wenn es mal ruckelt und bergauf und -ab geht.
Für mich war es mein erster und ganz sicher nicht mein letzter Hermann!

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